Ein guter Kommentar im Freitag:
Demokratie ǀ Mehr Selbstbewusstsein — der Freitag
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Nur ist diese Angst in der Praxis eben kein guter Ratgeber. Nicht nur, weil sie im Zweifelsfall passiv macht, sondern auch, weil sie oft nur jenen Katastrophen-Diskurs spiegelt, von dem Rechtspopulisten leben. Aber wie dann reagieren? Kürzlich schrieb der 80jährige Jochen Wurster einen Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung, der auf Facebook und Twitter abertausende Male geteilt wurde. Darin hielt der ehemalige Arzt fest:
„Ich kann das Gejammere um die Erfolge der AfD nicht mehr hören! Sind wir ein Volk von Waschlappen, Feiglingen, Angsthasen? Unsere Kanzlerin ist die einzige Führungskraft in Europa, die als Vorsitzende einer christlich-demokratischen Partei den wahren christlichen kategorischen Imperativ befolgte: Hilf einem Mitmenschen, der in der Not ist! Hat es den barmherzigen Samariter interessiert, ob er bei seiner Hilfe um den Ausgeraubten Geld oder Zeit verliert? Er hat einfach geholfen. Wie unsere Kanzlerin. Wir sind 80 Millionen groß und wirtschaftlich stark. Natürlich schaffen wir das. Wir schaffen auch die AfD, wenn wir nur wollen.“
Demokratisches Selbstbewusstsein
Nun mag man das nicht zu Unrecht für etwas pathetisch halten, die Diktion nicht teilen, sich keineswegs als Christ sehen oder Merkels Flüchtlingspolitik, die ja etwa auch eine Verschärfung des Asylrechts beinhaltet, ambivalenter beurteilen. Ebenso ist die Sache mit der AfD natürlich komplizierter. Allein schon deshalb, weil die Motivation ihrer Wähler durchaus unterschiedlich sein mag. Dennoch enthält Wursters Brief einen entscheidenden Punkt. Und zwar der Hinweis, dass es hierzulande bisweilen an demokratischem Selbstbewusstsein fehlt. Vielleicht deshalb, weil Deutschland, zumindest im europäischen Vergleich, lange von einer größeren rechtspopulistischen Partei verschont geblieben war, vielleicht auch aus Indifferenz oder Trägheit.
Doch dass Pegida es gelingt, mit einem verhältnismäßig kleinen Personalaufwand so eine aufmerksamkeitsökonomische Wirkung zu entfalten oder die Medienstrategie der AfD, so bemerkte jüngst der New Yorker, es schafft, dass man mitunter das Gefühl haben könne, sie bilde die alleinige Regierungspartei, verlangt, dass man all dem selbstbewusster entgegentritt als bisher.
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